Gefährdungsbeurteilung und Bewertung von Gasleitungen nach GW 125

Gefährdungsbeurteilung und Bewertung von Gasleitungen nach GW 125

Stadtwerke Münster GmbH

Ansprechpartner

Detlef Müller | Asset Management – NG1

d.mueller@muenster-netz.de

Das Projekt

Die münsterNETZ GmbH erfasst Bäume in der Nähe ihrer Gasversorgungsleitungen und führt gleichzeitig eine Gefährdungsbeurteilung durch. Die Gefährdungsbeurteilung der Baumstandorte erfolgt durch einen externen Dienstleister. Die Ergebnisse werden für die akute Gefahrenabwehr genauso genutzt wie für die Bewertung der Gasleitungen im Rahmen der zustandsorientierten Instandhaltung.

Von links:
Detlef Müller, Michael Honds (urban tree), Andreas Egger (ITS)

DVGW Regelwerk GW 125 (M)

Im DVGW Regelwerk GW 125 (M) wird empfohlen, dass alle Bäume, deren Standorte sich näher als 2,50 Meter zu Versorgungsleitungen befinden, erfasst und dokumentiert werden sollten, da sie eine potenzielle Gefährdung für die Versorgungsleitungen darstellen. Weiterhin sollten bei den bekannten Gefahrenbaumarten die Baumstandorte bis zu einem Abstand von 5,00 Meter zu den Versorgungsleitungen ebenfalls aufgenommen werden.

Vorgehen

Die münsterNETZ GmbH, das Sachverständigen- und Planungsbüro urban tree sowie die Lovion GmbH haben gemeinsam entsprechend der GW 125 (M) die Anforderungen abgestimmt und eine Umsetzung mit dem Modul Lovion TASK vorgenommen. Der Einsatz der Anwendung zur Bestimmung und Bewertung der Bäume in einem vordefinierten Netzgebiet wurde mit der Begehung des Gas-Rohrnetzes koordiniert, so dass eine zügige Ersterfassung erfolgte.

Erfassung

Bei der Gas-Rohrnetzbegehung durch den externen Dienstleister werden alle Bäume bis 2,50 Meter (Gefahrenbäume bis zu 5 Meter) zu den Versorgungsleitungen aufgenommen und nach den für die Beurteilung des Gefährdungspotenzials elementaren Parametern beurteilt. Die Darstellung und Positionierung der Baumstandorte im System erfolgte zunächst über die vorhandenen Baumkatasterdaten der Stadt. Nicht erfasste Bäume in relevantem Abstand zu Gasleitungen wurden neu erfasst. Auf circa 315 Kilometer Leitungsnetz wurden bisher 2.700 Bäume begutachtet, davon wurden circa 530 neu erfasst. Es wurden bislang 3.466 Bewertungen durchgeführt, wobei zu einem Baum mehrere Bewertungen (zum Beispiel für die HA-Leitung und Versorgungsleitung) gehören können. Bei 110 Bäumen bestand akuter bzw. kurzfristiger Handlungsbedarf, bei drei Bäumen auf Privatgrundstücken wurden Fällanträge gestellt. Insgesamt sollen rund 1.300 Leitungskilometer verteilt über einen Zeitraum von etwa vier Jahren begangen werden.

Bewertungsmodell

Bei den Baumdaten handelt es sich um Aussagen über Baumart, Baumalter, Brusthöhendurchmesser, Wurzelform, Wuchsform und oberirdisches Wuchsverhalten. Diese Baumdaten in Verbindung mit den Rohrleitungsdaten – Material, Nennweite, Deckung und Alter sind wichtige Parameter zur Bestimmung des Gefährdungspotenzials. Mit diesen Daten wird die Gefährdungsabschätzung vorgenommen. Hierbei werden die erfassten Daten durch den Baumgutachter mit den visuellen Eindrücken des Baumstandortes verglichen, um eine Einteilung in die erforderliche Gefahrenklasse zu ermöglichen. Vorschläge zu erforderlichen Sicherungsmaßnahmen können je gepflegtem Baumstandort verwaltet werden.

Zustandsorientierte Instandhaltung

Die Einteilung der Bäume in Gefahrenklassen ermöglicht einen genauen Überblick über die Gefahrenstandorte und das Gefährdungspotenzial bezüglich eventueller Beschädigungen an den Versorgungsleitungen. Die Daten zu den topographischen und leitungsspezifischen Gegebenheiten des Versorgungsgebietes können in Lovion direkt ausgewertet werden, um die Standorte im Nahbereich der Leitungen anzuzeigen und entsprechend der Gefahrenklassen einzufärben. Damit steht der münsterNETZ GmbH ein wichtiges Beurteilungskriterium für Gasleitungen zur Verfügung, welches gewichtet mit anderen zustandsbeschreibenden Kriterien eine Bewertung des kompletten Gefährdungspotentials ermöglicht.

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